Die Ostsee zieht Badegäste, Wassersportler und Naturliebhaber gleichermaßen an. Trotzdem taucht häufig die Frage auf: Warum ist die Ostsee kein Meer? In Reiseführern, im Biologieunterricht oder beim Gespräch am Strand sorgt diese Frage oft für Verwirrung. Tatsächlich handelt es sich bei der Ostsee wissenschaftlich nicht um ein richtiges Meer im klassischen Sinne – und das hat spannende Gründe.
Definition: Was zeichnet ein Meer aus?
Um zu verstehen, warum die Ostsee kein Meer im herkömmlichen Sinne ist, lohnt ein Blick auf die Grundlagen der Geografie. Ein Meer ist in der Regel ein Randmeer oder Nebenmeer eines Ozeans, das großflächig mit Salzwasser gefüllt ist und einen ausgeprägten Wasseraustausch mit dem Ozean besitzt. Die wichtigsten Merkmale sind:
- Weite Öffnung zum Ozean (großer Wasseraustausch)
- Hoher Salzgehalt
- Gezeiten (Ebbe und Flut)
- Große Wassertiefe und Fläche
Die Ostsee als Binnenmeer
Die Ostsee wird als „Binnenmeer“ oder „Brackwassermeer“ klassifiziert. Das bedeutet: Sie ist fast vollständig von Land umgeben und besitzt nur eine einzige, sehr schmale Verbindung über das Kattegat und die Belte zu Nordsee und Atlantik. Dadurch ist der Wasseraustausch sehr eingeschränkt. Warum ist die Ostsee kein Meer? Die Ostsee liegt also wie ein riesiger See in einer „Wanne“ aus Festland und wird nur gelegentlich von Meerwasser gespeist.
Salzgehalt: Ungewöhnlich „süß“
Echte Meere wie die Nordsee oder das Mittelmeer enthalten viel Salz (etwa 3,5%). Die Ostsee weist im Schnitt einen Salzgehalt von nur 0,3–1,8% auf – im Bottnischen Meerbusen sogar weniger als 0,3%. Ursache sind die vielen Flüsse, die Süßwasser aus großen Teilen Europas zuführen. Deshalb gilt die Ostsee als größtes Brackwassermeer der Welt. Viele typische Meeresfische und Pflanzen können hier gar nicht überleben, was die Artenvielfalt stark beeinflusst.
Gezeiten: Ebbe und Flut fehlen
Warum ist die Ostsee kein Meer? Ein zugkräftiges Argument ist der fast völlige Mangel an Gezeiten. In offenen Meeren und Ozeanen ist Ebbe und Flut deutlich spürbar – in der Ostsee hingegen beträgt der Unterschied zwischen Hoch- und Niedrigwasser im Schnitt nur zwischen 10 und 15 Zentimeter. Die schmale Verbindung zum Atlantik verhindert, dass große Wassermengen einströmen, die typische Gezeiten erzeugen.
Im Gegensatz dazu beträgt der Tidenhub etwa in der Nordsee bis zu drei Meter. Wer also spektakuläre Wattlandschaften oder heftige Brandungswechsel sucht, wird an der Ostsee kaum fündig.
Geringe Tiefe und Größe
Die Ostsee ist sowohl flacher als auch kleiner als offene Meere wie die Nordsee: Ihre durchschnittliche Tiefe liegt bei nur rund 52–55 Metern, während echte Meere oft einige hundert bis tausende Meter tief sind. Sie erstreckt sich auf etwa 410.000 Quadratkilometer Fläche – damit ist sie im Vergleich zu Ozeanen oder Randmeeren eher bescheiden dimensioniert.
Entstehung und Wasseraustausch
Die Ostsee entstand erst vor etwa 10.000 Jahren nach der letzten Eiszeit. Zahlreiche Flüsse wie Oder, Weichsel und Neva führen ihr stetig Süßwasser zu. Da der Wasseraustausch mit dem Atlantik minimal ist, bleibt ihr Charakter als Binnenmeer erhalten. Nur selten strömt salzhaltiges Nordseewasser ein – das ist wichtig für viele Lebewesen, da Sauerstoffmangel und Salzarmut ihr Überleben sonst gefährden würden.
Die Folgen: Ein besonderes Ökosystem
Die Frage „Warum ist die Ostsee kein Meer?“ hat auch ökologische Konsequenzen. Der niedrige Salzgehalt und die stabile Wasserschichtung machen die Ostsee zu einem sensiblen Lebensraum, in dem nur spezialisierte Arten gedeihen. Brackwasserbewohner wie Flundern, Klippenbarsche oder spezielle Algenarten sind hier zu Hause. Seeigel oder Seesterne, die Salzwasser brauchen, kommen nur im westlichen Teil vor.
Fazit: Die Ostsee – riesig, aber kein „echtes“ Meer
Zusammengefasst: Warum ist die Ostsee kein Meer? Aus geografischer Sicht gilt sie als Binnenmeer, weil sie fast völlig vom Festland umgeben ist und nur einen schmalen Zugang zum Ozean besitzt. Der Salzgehalt ist viel niedriger als in offenen Meeren. Es fehlen die typischen Gezeiten und die große Wassertiefe. Genau diese Besonderheiten machen die Ostsee einzigartig.
Ob beim Baden, Segeln oder Forschen – diese Erklärung hilft, das faszinierende Binnenmeer besser zu verstehen und auf die Frage „Warum ist die Ostsee kein Meer?“ fundiert zu antworten. Wer neugierig geworden ist, findet in der Ostsee eine faszinierende Alternative zu den klassischen Meeren – mit eigenen landschaftlichen und biologischen Reizen.




